Mit Qualitätsjournalismus gegen Fake News: blue satellite unterstützt neues Online-Magazin „Republik“
Ein geplanter Terroranschlag auf dem „Fest der Kulturen“ in Hannover sei im letzten Moment verhindert worden, ist auf Facebook zu lesen. Auf Twitter heißt es, das nordrhein-westfälische Innenministerium habe die Polizei per Erlass aufgefordert, kriminelle Flüchtlinge nicht zu registrieren.
An gleicher Stelle die Meldung, Martin Schulz wolle nach der Bundestagswahl gemeinsam mit den Fürsprechern der Krawalle rund um den G20-Gipfel in Hamburg regieren. Nichts davon stimmt. Bei allen drei Meldungen handelt es sich um Fake News, die in den vergangenen Wochen in den Sozialen Medien kursierten und vielfach geteilt und weiterverbreitet wurden.
Hochzeit für Demagogen
Es ist Wahlkampfzeit – die Hochzeit für Populisten, Demagogen und Hassprediger. Netzwerke wie die russische Nachrichtenagentur NewsFront, die von der Krim aus operiert, bringen sich in Stellung, um die Öffentlichkeit vor der Bundestagswahl systematisch durch Falschmeldungen zu verunsichern.
Was Fake News so gefährlich macht: Sie bedienen sich der Funktionslogik der sozialen Netzwerke und nutzen sie für ihre Zwecke aus. Vor allem Reizthemen, wie die Furcht vor dem sozialen Abstieg, vor Krieg, Krankheit und Terror lassen sich leicht instrumentalisieren.
Wer ängstlich und wütend ist, sei besonders empfänglich für Falschmeldungen, sagt die Journalistin Ingrid Brodnig. In ihrem Buch „Lügen im Netz“ geht sie der Frage nach, warum so viele Menschen auf Fake News hereinfallen. Und schlimmer: Warum sie eine Meldung sogar dann noch mit anderen teilen, wenn sie erkennen, dass es sich um eine Unwahrheit handelt. Ursache sei ein „zielgerichtetes motiviertes Denken“.
Danach werden Informationen unbewusst als relevanter und wahrscheinlicher angesehen, wenn sie die eigene Haltung bestätigen. Ingrid Brodnig hat User befragt, warum sie offenkundige Falschmeldungen weiterleiten. Eine Begründung lautet: Das hätte ja so passieren können oder werde wahrscheinlich früher oder später so oder ähnlich geschehen.
Mit anderen Worten: Nicht ob etwas wahr oder unwahr ist, zählt, sondern ob etwas für möglich gehalten wird.
Bollwerke gegen Lügen und Hass
Aber es gibt auch eine Gegenbewegung – eine Renaissance des Qualitätsjournalismus. Seit Donald Trump das Weiße Haus besetzt und die Welt mit immer neuen Tweets in Atem hält, ist die New York Times im Aufwind. Im ersten Quartal 2017 konnte die Tageszeitung ihre Online-Abos um 300.000 auf 2,2 Millionen steigern – der stärkste Zuwachs in der Geschichte des Unternehmens.
Umfragen zeigen, dass auch hierzulande das Vertrauen in etablierte Medien wie Handelsblatt, Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung deutlich zugenommen hat. Sorgfältig recherchieren, Fakten prüfen und fundierte Beiträge verfassen – Qualitätsjournalismus kann ein starkes Bollwerk gegen Lügen und Hetze sein. Vorausgesetzt die Nutzerbedürfnisse der Generation Y werden aufgegriffen.
Hier tun sich vor allem junge, ambitionierte Recherche-Netzwerke und Online-Medien mit alternativen Bezahlmodellen hervor. Krautreporter etwa, ein unabhängiges, werbefreies digitales Magazin aus Berlin, das genossenschaftlich organisiert ist und von Mitgliedern finanziert wird. Oder das Recherchenetzwerk correctiv, das jüngst von Facebook beauftragt wurde, Falschmeldungen zu prüfen und zu kennzeichnen.
750.000 Schweizer Franken binnen acht Stunden
Ein aktuelles Projekt ist das Online-Magazin „Republik“, das sich Wesentlichen über Crowdfunding finanziert. Wie stark die Sehnsucht nach hochwertigem, politisch unabhängigem Journalismus ist, zeigt die Tatsache, dass schon acht Stunden nach dem Start der Crowdfunding-Kampagne das Finanzierungsziel von 750.000 Schweizer Franken erreicht war.
Auch blue satellite gehört zu den Unterstützern des Magazins, das ab Januar 2018 erscheint. In dem Gründungs-Manifest der „Republik“ heißt es: „Ohne Journalismus keine Demokratie. Wenn der Journalismus stirbt, stirbt auch die offene Gesellschaft … Guter Journalismus schickt Expeditionsteams in die Wirklichkeit. Er strebt nach Klarheit und ist der Feind der uralten Angst vor dem Neuen. Journalismus braucht Leidenschaft und ein aufmerksames, neugieriges, furchtloses Publikum.“
In diesem Sinne:
Es lebe die Furchtlosigkeit, es lebe die Demokratie!
Autorin: Silvia Brauner