Jeden Tag in der Zeitungs-App blättern, einmal im Monat die Lieblingszeitschrift kaufen, abends die Nachrichten schauen. Etwas ganz Gewöhnliches. Oder doch nicht? – Inas Blog
„Nachrichten werden produziert. Sie sind ein Produkt wie jedes andere“ – diese Aussage überraschte mich neulich in einer Vorlesung. Wenn ich an ein Produkt denke, denke ich zunächst an etwas Greifbares. Etwa an ein Auto oder einen Wasserkocher. Aber Nachrichten als Produkte zu bezeichnen? Nach kurzem Überlegen stellte ich fest: Als was soll man sie denn sonst bezeichnen?
Überleben sichern
Verlage, Redaktionen und Sender sind auch nur Unternehmen, die betriebswirtschaftlich erfolgreich handeln müssen. Das mag zwar nicht immer im Vordergrund stehen, ist aber ein wichtiger Aspekt zum Überleben eines Formates – und im Zeitalter „Fake News“ auch ganz nebenbei ein wichtiger Aspekt zum kulturellen Überleben. Diese Unternehmen produzieren nun einmal etwas, das sie verkaufen müssen. Deshalb ist es auf der einen Seite sehr einleuchtend, dass Medien mit Nachrichten ein Produkt herstellen.
Nachrichten sind vergängliche Gedanken
Auf der anderen Seite sind Nachrichten kein Produkt wie jedes andere. Eben nicht greifbar, sondern niedergeschriebene Gedanken. Oft sind es sogar Meinungen und persönliche Kommentare, nichts Allgemeingültiges, sondern etwas Subjektives. Aber vor allem: Sie sind ein vergängliches Produkt.
Vergänglich – ein philosophisches Wort, eigentlich zu hochgegriffen für die Situation. Dennoch trifft es perfekt zu. Nehmen wir die tägliche Tagesschau als Beispiel: Am nächsten Tag ist die Produktion nicht mehr von Bedeutung. Eventuell wird sie im Social Media-Bereich noch einmal verwendet, dann hat sie aber ausgedient. Schließlich muss es für den nächsten Tag schon eine neue Produktion geben.
Archiv wider das Vergessen
Wenn es sich nicht um eine mehrseitige, gut aufbereitete Reportage einer Zeitung oder eines Magazins handelt, verschwinden Texte und Co. meist schnell wieder aus den Köpfen der Rezipienten. Oder im Archiv.
Ein Vorteil der heutigen Zeit: Vor dem Internet wurden Nachrichten wirklich produziert, um übertrieben gesagt am nächsten Tag vergessen zu sein. Heute gibt es Online-Archive mit Themenfeeds und Tickern, die ein Thema nicht so einfach verschwinden lassen.
Produziert, um weggeworfen zu werden?
Hier kommt der wirtschaftliche Aspekt ins Spiel: Wird zum Wegwerfen produziert? Ist das finanziell rentabel? Die öffentlich-rechtlichen (Fernseh-)Sender haben hier einen Vorteil. Durch die GEZ-Gebühren sind sie gesichert und können – wie es ihr rechtlicher Auftrag ist – die Interessen- und Meinungsvielfalt vertreten.
Private Sender müssen ihr Publikum gezielter bedienen und dabei die Finanzierung durch Werbung sichern. Eine Gratwanderung zwischen den Interessen der Zielgruppe, den Interessen des Senders und den finanziellen Möglichkeiten.
Man sieht: Medienhäuser sind im Endeffekt auch nur Produzenten, nur eben mit einem anderen Fokus als etwa ein Autohersteller. Ihre Produkte kann ich nicht direkt anfassen oder benutzen – dafür viel wichtiger: Ich kann sie im Kopf behalten und darüber nachdenken.
Zur Autorin:
Ina Mangold studiert Public Relations an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Für den blue satellite Blog berichtet sie regelmäßig über aktuelle Forschungsergebnisse in Kommunikation, PR und Journalismus.