Was hat Bratwurstessen mit verfälschten Wahlprognosen zu tun? Ich will es erklären. – Inas Blog
Die Uni-Wochen vor Weihnachten waren stressig: Während die Prüfungsphase näher rückt, mehren sich Gruppenarbeiten, schreiben besorgte Professoren Email-Grüße (“Zwei Drittel von Ihnen werden durchfallen!”) und werden die Kommunikationstheorien komplizierter.
Da kommt Weihnachten genau richtig.
Einfach mal abschalten, die To-Do-Liste beiseite legen und auf nach Hause ins “Hotel Mama” … Okay, aber die Zeit im Zug kann ich ja noch zum Lernen nutzen. Schließlich ist erst der 23. Dezember. Und was erledigt ist, steht morgen nicht mehr auf der Liste.
Vielleicht kann ich mir ja auf der Fahrt zu den Verwandten am ersten Weihnachtsfeiertag noch die Podcasts zu den Kommunikationstheorien anhören? Obwohl das Feldschema der Massenkommunikation von Gerhard Maletzke mir schon beim bloßen Anschauen der Skizze einen Knoten ins Gehirn zaubert:
Jetzt aber wirklich abschalten!
Am 24. wird dann aber auf jeden Fall entspannt. Heute stehen schließlich Essen und Familie im Vordergrund. Und wirklich: Es ist einfach Heiligabend. Ohne WhatsApp-Nachrichten über Themenänderung oder niemals endende Terminabsprachen. Auch die Eltern ignorieren weise das Thema Studium.
Die Ruhe währt nur kurz. Am nächsten Tag geht es dann mit Oma im Schlepptau zu Tante, Onkel und Cousinen. “Und wie ist Stuttgart? Das Studium?” Schon rattert es wieder: Vergiss bloß das Referat nicht! Auch das Lerntagebuch wartet auf die Einbindung der Literaturliste! … Okay Gehirn, es reicht, werde besinnlich!
“Und was machst du eigentlich genau im Studium?” Hrmph. “Ich lerne, wie ich das Image von Firmen verbessern kann.” Das ist die einfachste Erklärung, die mir einfällt. Auf die 100 Definitionen der PR kann ich gerade verzichten. Meine Verwandten sicherlich auch.
Irgendwann ist das leidige Thema dann abgehakt. Zeit für Geschenke. Zum Glück war kein Notizbuch dabei.
Es geht um die Wurst
Abends wird dann gegrillt. “Will jemand noch ‘ne Wurst?” Einige Sekunden drückender Stille. Kein Hunger mehr? Oder etwa die Sorge, es könnte nicht für alle reichen? … Dann endlich meldet sich meine Tante für eine zweite Runde. Und plötzlich auch alle anderen.
Merkwürdig, an irgendwas erinnert mich diese Situation … Ach ja, an die gute alte Schweigespirale von Elisabeth Noelle-Neumann! Demzufolge hängt die Bereitschaft von Menschengruppen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, von der Einschätzung des Meinungsklimas ab.
Und wenn Meinungen verschwiegen werden, kann das weitreichende Folgen haben: Zum Beispiel werden Wahlprognosen verzerrt … oder ich bekomme keine Bratwurst. Da ist es wieder, das Studium. Ganz automatisiert rattert es in meinem Kopf. Aber wollte ich nicht abschalten?
Studium. Geht ins Ohr, bleibt im Kopf. Oder so ähnlich.
In diesem Sinne:
Einen guten Start ins neue Jahr!
Mit mehr Ruhe als ich sie gerade habe.
Zur Autorin:
Ina Mangold studiert Public Relations an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Für den blue satellite Blog berichtet sie regelmäßig über aktuelle Forschungsergebnisse in Kommunikation, PR und Journalismus.